Kulturelle Highlights, Geschichte, Szeneleben. Kaum eine deutsche Stadt weißt so eine Vielfalt auf, wie Berlin. Kein Wunder also, dass es so viele Menschen in unsere Hauptstadt zieht. In Berlin zu wohnen ist für viele ein Traum – damit sind allerdings einige Auswirkungen auf den Berliner Immobilienmarkt verbunden.
Steigende Wohnpreise seit Jahren
Das Handelsblatt berichtete Anfang des Jahres über den Immobilienmarktbericht des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Berlin. Demzufolge soll sich auch 2019 der Preisdruck am deutschen Wohnungsmarkt weiterhin verschärfen (1).
Sowohl das Mieten als auch das Kaufen von Immobilien in Berlin wird teurer. Aktuell beträgt der Mietpreis für Wohnungen in der Hauptstadt durchschnittlich 10,42€/m2 für das zweite Quartal 2019 – 7% mehr als noch im letzten Jahr (2). Der Kaufpreis für Wohnungen in Berlin ist seit letztem Jahr ebenfalls gestiegen. Mit einem Plus von 11% liegt der durchschnittliche Kaufpreis für Wohnungen bei durchschnittlich 3.611€/m2 im zweiten Quartal dieses Jahres (3).
Laut dem Präsidenten des Spitzenverbandes der Immobilienwirtschaft ZIA Andreas Mattner, ist der Grund für die stetig steigenden Miet- und Kaufpreise am Berliner Wohnungsmarkt, der Mangel am Neubau und das Missverständnis zwischen dem Wohnungsangebot und der -nachfrage. Die Experten finden die Schuld daran in der Politik, wonach Sonderabschreibungsmöglichkeiten und mangelndes Baukindergeld preistreibend für einen Neubau wirken. Laut dem Handelsblatt trägt die Verschärfung der Mietpreisbremse ebenfalls zu einer angespannten Situation auf dem Immobilienmarkt bei (4).
Wer verkaufen will, darf sich freuen
Die Angebotsknappheit auf dem Berliner Wohnungsmarkt bleibt bestehen und wird sich in diesem Jahr wohl weiterhin in einem Preisauftrieb wiederspiegeln. Obwohl die Zahl der verkauften Wohnungen und Häuser im vergangenen Jahr rückläufig war, erreichte der Umsatz am Berliner Wohnimmobilienmarkt 2018 einen Höchststand von 19,2 Millionen Euro (5).
Büroflächen und Einzelhandelsimmobilien – teurer denn je
Wirft man einen Blick auf den Rückgang der leerstehenden Büroflächen in Berlin, ist es nicht verwunderlich, dass sich die Gewerbemiete für Büroflächen in diesem Jahr bei durchschnittlich 27,70€/m2 liegt. In besonders beliebten Bezirken Berlins, erreicht der Mietpreis von Büroflächen sogar einen Spitzenpreis von 35,10€/m2. Im Einzelhandel sieht es nicht anders aus. Wer hierfür eine Immobilie anmieten will, muss in den Top-Bezirken Berlins, gerne einmal 310€/m2 für eine Einzelhandelsfläche hinlegen (6).
Hoher Preisunterschied in Berlins Bezirken
Wie in jeder großen Stadt, gibt es in Berlin Viertel, die wohnungstechnisch beliebter sind als andere. Das spiegelt sich – wie sollte es anders sein – im Mietpreis wider. Doch so schnell, wie ein Stadtviertel an Beliebtheit erlangt, so schnell kann es auch von anderen wieder überholt werden. Besonders Berlin Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Charlottenburg- Wilmersdorf streiten sich seit Jahren um die Spitzenpositionen. Im ersten Quartal dieses Jahres ist erstmals Charlottenburg- Wilmersdorf auf dem ersten Platz, mit 4.856€/m2 für Eigentumswohnungen. Dicht gefolgt von Berlin Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg. In Marzahn-Hellersdorf wohnt es sich zurzeit am günstigsten mit durchschnittlich 2.500€/m2 (7).
Ist Besserung in Sicht?
„Die Mieten in Berlin sinken – und kaum einer merkt‘s“ – dieser Titel einer Studie zum Wohnungsmarkt, schmückte Mitte Juli den Tagesspiegel. Eine Mietpreissenkung ist für die Berliner noch wenig spürbar, da es sich nach Manfred Neuhöfer vom Institut „F+B Forschung und Beratung“ noch nicht positiv bei der Wohnungssuche bemerkbar macht (8).
Die angekündigte Mietpreissenkung führt Neuhöfer zufolge aber keinesfalls zu einem Zusammenbruch des Berliner Wohnungsmarktes. Vielmehr sei – laut dem Forscher – eine Grenze erreicht, da viele Berliner einfach nicht mehr dazu bereit seien, die neuen Mietpreise zu zahlen. Sie ziehen schlichtweg nicht mehr um.
Noch wichtiger als etwaige Prognosen über Mietpreissenkungen, sind konkrete Beschlüsse – und auf die dürfen die Berliner hoffen. In Zukunft sollen Mietwohnungen in Berlin ab dem kommenden Jahr, nicht mehr als 7,97€/m2 kosten. Zumindest sieht so der, vom Senat geplante, Mietdeckel-Entwurf aus. Eine konkrete Stellungnahme gibt es hierzu noch nicht, aber Mietwillige dürfen hoffen (9).
Dass der Acht-Euro-Mietdeckel für einige Aufschreie sorgen wird, davon kann ausgegangen werden. Sollte diese Mietpreisbeschränkung in Kraft treten, dürfte eine Lawine von Anträgen auf Mietpreisminderung zu erwarten sein.
Berlins Immobilienmarkt befindet sich in der Schwebe – so viel ist klar. Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen steigen weiterhin, der Konflikt durch den Bauplatzmangel steigt, Mieter hoffen auf Mietpreisedeckel. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Wohnungs- und Immobilienmarkt in Berlin entwickelt, doch die Prognose auf einen Umschwung scheint realistisch.
(1)/(4) https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/fruehjahrsgutachten-warum-immobilienpreise-und-mieten-auch-2019-steigen/24009522.html?ticket=ST-17433867-l5rcCMlb2cH1awnyrmRf-ap6
(2) https://atlas.immobilienscout24.de/orte/deutschland/berlin/berlin?marketingFocus=APARTMENT_RENT#/
(3) https://atlas.immobilienscout24.de/orte/deutschland/berlin/berlin?marketingFocus=APARTMENT_BUY#/%C3%BCbersicht
(5) https://taz.de/Immobilienpreise-in-Berlin/!5606944/
(6) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/578823/umfrage/spitzenmiete-fuer-einzelhandelsimmobilien-in-berlin/
(7) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/252943/umfrage/kaufpreise-fuer-eigentumswohnungen-in-berlin-nach-bezirken/
(8) https://www.tagesspiegel.de/berlin/studie-zum-wohnungsmarkt-die-mieten-in-berlin-sinken-und-kaum-einer-merkts/24593616.html
(9) https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2019/08/berlin-wohnungen-mietendeckel-gesetzentwurf-erste-details.html