Der Industrial Style erfreut sich bei der Gestaltung von Wohnräumen seit Jahren großer Beliebtheit. Viele Menschen lieben einfach den herben Charme, der an Industrieanlagen und alte Fabrikanlagen erinnert. Grundsätzlich ist bei der Gestaltung alles erlaubt, was gefällt. Doch mit den folgenden Tipps gelingt der Fabrik-Look besonders gut.

Woher kommt der Industrial Style?

Der Trend begann zunächst in den 1930er Jahren vor allem in England und den USA aufgrund der großen Wirtschaftskrise. Viele Industrieanlagen und Fabrikhallen standen zu dieser Zeit leer. Im Laufe der Zeit wurden sie von findigen Leuten als günstiger und großzügiger Wohnraum genutzt. Endgültig durchgesetzt hat sich der Stil im New York der 1960er und 1970er Jahre. Das ist vor allem in zahlreichen Filmen dieser Zeit zu sehen.

Seit den 1980er Jahren und besonders seit der Wende ist Industrial auch in Deutschland sehr beliebt. Gerade im Osten wurden zu dieser Zeit plötzlich viele Fabriken und Fertigungshallen nicht mehr benutzt. Zunächst wurden sie zumeist von Kunstschaffenden bezogen. In weiterer Folge wurden sie dann zu entsprechenden Lofts und großzügigen Wohnungen ausgebaut.

Leerstehende Fabrikhallen bildeten die Basis für den neuen Wohntrend

Was sind die typischen Merkmale des Industrial Style?

Die Merkmale leiten sich teilweise bereits vom Namen ab. Grundsätzlich geht es darum, den Charme und die Unvollkommenheit alter Industriegebäude nachzubilden. Dabei kommen vor allem Materialien wie Stahl und Holz zum Einsatz. Unfertiges und Abgenutztes ist ausdrücklich erwünscht. Raue Oberflächen und ein wenig Rost stören nicht, sondern sind dazu da, um bewusst Akzente zu setzen.

Nicht immer sind die Stilrichtungen ganz eindeutig auseinanderzuhalten. Immer öfter vermischt sich der klassische Industrial Style mit dem sogenannten Shabby Chic, bei dem jedoch eher Erbstücke und Fundstücke von Flohmärkten verwendet werden. Da nicht zu erwarten ist, dass die Einrichtungspolizei anrückt, wenn die Vorgaben der Stile nicht genau eingehalten werden, können sie aber auch ruhigen Gewissens vermischt werden.

Wie lässt sich der Industrial Style in den eigenen vier Wänden realisieren?

Die Zeit massenhaft leerstehender Fabrikgebäude in Deutschland ist lange vorbei und gewiefte Unternehmer haben mittlerweile den Wert der Restbestände erkannt. Sie vermieten oder verkaufen eigens als Loft gestaltete Wohneinheiten zu sehr hohen Preisen, die sich nicht jeder so einfach leisten kann.

Das heißt aber noch lange nicht, dass man deshalb auf den Industriecharme verzichten muss. Denn der Industrial Style lässt sich auch in der eigenen Wohnung mit ein paar einfachen Maßnahmen gut umsetzen.

Sind beispielsweise die Wände mit einer alten Tapete versehen, kann diese einfach abgerissen werden. Dabei stört es nicht, wenn Reste davon an der Wand kleben bleiben. Im Gegenteil, das fördert den Look noch zusätzlich. Alternativ dazu eignen sich vor allem Backsteinwände, um der eigenen Wohnung etwas Fabrikcharakter zu verleihen. Dazu müssen keine echten Fliesen verwendet werden. Mittlerweile sind zahlreiche Fliesen oder entsprechende Tapeten in dem Look erhältlich, die ebenso ein entsprechendes Feeling verbreiten.

Bei der Einrichtung gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Die erste davon ist, entsprechende Einrichtungsgegenstände in Möbelhäusern und Spezialgeschäften zu kaufen, bei denen sich mittlerweile eine große Auswahl verfügbarer Möbel im Angebot befinden. Wer es noch ein wenig individueller haben möchte und auch das erforderliche handwerkliche Geschick mitbringt, kann sich selbst auf die Suche nach Gegenständen begeben, die sich zu schönen Möbelstücken umgestalten lassen.

Beim Wohnen im Industrial Style können Sie die Möbel selbst bauen oder im Möbelhaus kaufen

Der Markt bietet eine große Auswahl an Möbelstücken im Industrial Style

Wer beispielsweise auf der Suche nach einer schönen Essgruppe mit Sitzbank ist, die einen herben Industriecharme versprüht, wird im Online Shop von wohnen.de fündig. Somit ist schon einmal für ein zentrales Element im Wohnzimmer gesorgt.

Ein entscheidendes Einrichtungsmerkmal stellen jedoch auch die passenden Accessoires dar, die dem Raum einen unangepassten und lässigen Look geben können. Vor allem Stehleuchten, Spiegel und Beistelltische haben hier das Potenzial, den Charakter einer Wohnung vollständig zu verändern. Besonders beliebt sind hier beispielsweise Leuchten im Stil eines alten Scheinwerfers.

Auch im Schlafzimmer findet der rustikale Einrichtungsstil seine Anhänger. Zum Einsatz kommen hier unter anderem Betten mit einem teilweise abgeschliffenen oder mit Schweißnähten versehenen Stahlrahmen. Alternativ dazu gibt es auch Varianten aus Holz, bei denen das Material möglichst unbehandelt aussieht. Um der Verletzungsgefahr vorzubeugen, sehen die Materialien zwar möglichst unbehandelt aus, sind aber in der Realität sehr wohl aufbereitet.

Ein Höchstmaß an Individualität mit DIY

In den seltensten Fällen handelt es sich bei den Möbelstücken aus den Möbelhäusern und Fachgeschäften tatsächlich um alte Teile aus Fabriken und schon gar nicht um Einzelstücke. Zumindest, wenn man dafür nicht sehr tief in die eigene Geldtasche gegriffen hat.

Wer der Wohnung einen ganz besonderen Charme und ein Höchstmaß an Individualität verleihen möchte, sollte daher bei der Suche und Aufbereitung nach geeigneten Möbelstücken und Accessoires zusätzlich zu den gekauften Stücken auch noch selbst Hand anlegen. Besonders verlassene Fertigungshallen sowie Flohmärkte und Auktionen sind eine wahre Fundgrube für entsprechende Ausgangsmaterialien.

Verlassene Werkstätten sind eine Fundgrube für Möbelstücke im Industrial Style

Stahl-, Eisen- und Kupferrohre eignen sich einerseits als interessante Deko, andererseits können sie auch die Ausgangsbasis für die Zusammenstellung unterschiedlicher Möbelstücke wie beispielsweise ein schickes Bücherregal sein. Rostige Stellen auf Möbel sollten in der Regel nur mit etwas Schleifpapier geglättet und anschließend mit Klarlack überzogen werden, damit keine Verletzungsgefahr besteht.

Holz ist ein beliebter Baustoff beim Hausbau. Auch in den Innenräumen können Einzelstücke gesammelt und zu unterschiedlichen Möbelstücken wie Beistelltischchen verarbeitet oder zur Deko verwendet werden. Bei altem Holz sollten nur die Splitter entfernt werden. Ansonsten sollte es im unvollkommenen Zustand belassen werden. Sind die Teile allerdings mit Insekten befallen oder verschimmelt, eignen sie sich nicht für die eigenen vier Wände.

Für die Gestaltung der Wohnzimmercouch können alte Industriepaletten verwendet werden. Die Gestaltung der Einrichtung mit Paletten boomt seit Jahren und im World Wide Web finden sich zahlreiche unterschiedliche Aufbauanleitungen. Nur bei der weichen Oberfläche ist es hygienischer, auf neuwertige Matratzen und Polster zurückzugreifen.

12.10.2020 | HausXXL